Commerzbank Mittelstandsumfrage: Wie sich der Fachkräftemangel wirklich lösen lässt
Unternehmen sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Betriebe. Dies ergab eine Umfrage des Commerzbank-Research unter Firmenkunden der Bank.
Die Commerzbank hat mit einer im Mai 2018 durchgeführten Umfrage unter ihren Mittelstandskunden erhoben, wie gravierend das Problem des Fachkräftemangels für ihre Kunden tatsächlich ist, mit welchen Lösungen die Unternehmen selbst die Aufgabe angehen und welche Unterstützung sie sich von der Politik erhoffen.
Alle Firmen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens. Etwa drei Viertel der Unternehmen stufen das Risiko sogar als hoch ein. 47 Prozent unserer befragten Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als mindestens mittleres Investitionshemmnis.
Die Betriebe haben jedoch nicht nur aktuell Probleme, die Stellen mit Fachkräften zu besetzen, auch für die Zukunft zeichnet sich eine schwierige Entwicklung ab. So konnten 30 Prozent der Firmen, die eine Ausbildung anbieten, nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen mit adäquaten Bewerbern sind im Wesentlichen auf zwei Gründe zurückzuführen: Es gibt zu wenig Bewerber für die ausgeschriebenen Stellen und/oder die Bewerber haben nicht das gewünschte Qualifikationsniveau. Da es für Arbeitgeber momentan erschwert ist, auf dem deutschen Arbeitsmarkt neue Mitarbeiter zu finden, legen wir den Fokus auf den potenziellen „Zufluss“ von Arbeitskräften durch Ausbildung oder den internationalen Arbeitsmarkt.
Für 83 Prozent der Unternehmen unserer Befragung liegt der Hauptgrund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen darin, dass keine geeigneten Bewerber vorlagen. Nimmt man hinzu, dass 15 Prozent der Unternehmen den Vertrag nach Beginn der Ausbildung aufgelöst haben, zeigt sich ein deutliches Problem hinsichtlich der Qualität der Bewerber. Insbesondere die Rechen- und Rechtschreibfähigkeiten sind ausbaufähig. Darüber hinaus zeigen sich Probleme hinsichtlich der Quantität von Bewerbungen. Etwa ein Viertel der von uns befragten Unternehmen haben schon einmal auf ausgeschriebene Ausbildungsstellen keine Bewerbung erhalten. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist in der zunehmenden Akademisierung zu sehen.
Grundsätzlich sind auch ausländische Arbeitskräfte geeignet, das Problem des Fachkräftemangels zu lindern. Jedoch gibt es zahlreiche Hindernisse, die die Einstellung erschweren. 79 Prozent der Firmenkunden bestätigten, dass schlechte Kenntnisse der deutschen Sprache ein Problem darstellen. Des Weiteren fällt es 54 Prozent der Unternehmen schwer, die Qualifikation ausländischer Bewerber richtig einzuschätzen. Auch die komplizierten Zuwanderungsregeln wirken sich negativ aus (43 Prozent).
Unsere Firmenkunden reagieren auf den Fachkräftemangel mit findigen Gegenmaßnahmen. Dabei muss es nicht immer mehr Geld sein: Natürlich sind höhere Gehälter der Klassiker unter den Anreizen. Aber unsere Firmenkunden setzen auch auf eine bessere Aus- und Weiterbildung sowie Auslandsaufenthalte und Sprachkurse oder eine bessere Work-Life-Balance. Als weiteres Instrument gegen den Fachkräftemangel betreiben viele Unternehmen ein verbessertes Ausbildungsmarketing und kooperieren mit Schulen. Sie sehen einen Bedarf an der Förderung des dualen Systems bzw. einer Verbesserung des Images von Ausbildungs- und Handwerksberufen. Bisher führen hybride Ausbildungsformen wie das duale Studium ein Schattendasein. Das triale Studium kennt ohnehin kaum jemand. Rationalisierungsinvestitionen rangieren erstaunlicherweise weit hinten bei den Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.
Aber Unternehmen brauchen auch Rückendeckung seitens der Politik. Auch dahin gehend haben wir unsere Unternehmenskunden befragt. Die meisten Firmen wünschen sich eine bessere Bildung beziehungsweise höhere Investitionen in Aus- und Weiterbildung.
Hier finden Sie die komplette Umfrage.