Commerzbank Rohstoffradar

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Radar im Überblick

Das Rohstoffradar misst die Volatilität ausgewählter Rohstoffpreise und ist damit ein Indikator für die Schwankungsbreite einzelner Rohstoffe.

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Fokusrohstoff Industriemetalle
, Ist die Luft raus aus den Industriemetallmärkten?

Der Industriemetallindex der Londoner Metallbörse (LME) erreichte Anfang Oktober sein bisheriges Jahreshoch. Aktuell verzeichnet er ein Plus von rund 16 Prozent über dem Niveau zu Jahresbeginn. Ein genauer Blick auf die individuellen Metallpreise zeigt jedoch ein gemischtes Bild. Für den Anstieg waren in erster Linie Preissteigerungen bei Kupfer und Aluminium verantwortlich. Während Kupfer seit Jahresanfang um etwa 22 Prozent teurer wurde, legte Aluminium um rund 6 Prozent zu. Der Preis sowohl von Nickel als auch von Zink liegt dagegen nur knapp über dem jeweiligen Jahresanfangsniveau. Alles in allem haben sie sich jedoch deutlich von ihrem US-zollinduzierten Preiseinbruch im April erholt. Geholfen hat, dass sich die initialen Ängste vor einer globalen Rezession nicht bewahrheiteten. Die meisten Zölle, die im August eingeführt wurden, fielen letztlich nicht so hoch aus wie am "Liberation Day" von US-Präsident Trump angekündigt.


Das weitere Aufwärtspotenzial erachten wir bei allen Metallen nun aber als mehr oder weniger ausgereizt. Auch wenn die wirtschaftlichen Folgen der US-Zölle nicht so negativ ausfallen dürften wie anfangs angenommen, so werden sie doch ihre Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen. Das betrifft neben den USA vor allem China, den mit Abstand bedeutendsten Absatzmarkt für wichtige Industriemetalle.

Die schwachen Konjunkturaussichten für China gehen jedoch nicht allein auf den Handelskonflikt mit den USA zurück. Auch strukturelle Probleme bremsen, allen voran der kriselnde Immobiliensektor. Sowohl die Verkäufe von Wohnimmobilien als auch die Immobilieninvestitionen sind nach wie vor rückläufig und zeigen keine Anzeichen einer Stabilisierung. Dies erklärt die schwache Preisentwicklung bei Zink und Nickel. Beide Metalle werden vor allem bei der Beschichtung und Veredelung von Stahl eingesetzt und hängen daher sehr stark an der Baubranche. Angesichts einer inzwischen soliden Angebotsentwicklung sehen wir wenig Erholungspotenzial für den Zinkpreis. Der Nickelboom dürfte sich hingegen allmählich abflachen, auch weil die indonesische Regierung die Produktion stärker kontrollieren will. Das könnte dem Nickelpreis Auftrieb geben.

Kupferpreis in USD je Tonne

Der starke Preisanstieg bei Kupfer hat vor allem einen Grund: die anhaltenden Sorgen um eine Angebotsverknappung, in erster Linie bei Kupfererzen. Die Internationale Energie Agentur (IEA) hatte bereits vor einer Weile gewarnt, dass das Minenangebot langfristig hinter dem Bedarf zurückfallen dürfte, da es an hinreichenden Investitionen in neue Projekte mangelt. Doch es gibt Hinweise, dass es schon deutlich kurzfristiger zu Einschränkungen kommen könnte. So deutet der massive Rückgang der Gebühren, die Minenproduzenten an Kupferschmelzen in China für die Weiterverarbeitung von Kupfererz zahlen, auf eine Knappheit an Rohmaterial hin. Die Gebühren sind Mitte letzten Jahres auf Null gefallen und zuletzt sogar in den negativen Bereich gerutscht. Die Schmelzen bezahlen mittlerweile die Minenproduzenten, um Kupfererz zu erhalten. In Kombination mit den zuletzt deutlich gefallenen Lagerbeständen an der LME hat dies dem Kupferpreis Auftrieb verliehen.


Allerdings glauben wir, dass der Preisanstieg bereits zu weit gelaufen ist. Zum einen gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Rohmaterialknappheit die Metallverarbeitung bereits in nennenswertem Umfang beeinträchtigt. Die Kupferproduktion im wichtigsten Herstellerland China läuft nach wie vor auf Hochtouren, insbesondere im Vergleich zur Produktion anderer Metalle. Die Kupfererz-Importe Chinas erreichten im April sogar ein neues Rekordhoch und verharren seitdem auf hohem Niveau. Zum anderen war der starke Lagerabbau an der LME vor allem auf die drohenden US-Zölle auf Kupfereinfuhren zurückzuführen, die im Vorfeld zu einem Anstieg der US-Kupferimporte geführt hatten. Seit Einführung der Zölle - die weniger umfassend ausfielen als zunächst erwartet - haben sich die Lagerbestände an der LME wieder erholt. Angesichts der dynamischen Kupferproduktion in China liegt es nahe, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Wir gehen daher davon aus, dass der Kupferpreis in den kommenden Monaten wieder nachhaltig unter die Marke von 10.000 USD je Tonne fallen wird, wobei angesichts des jüngst sehr starken Preisanstiegs Aufwärtsrisiken für unsere Jahresendprognose von 9.600 USD je Tonne bestehen.


Der Aluminiumpreis erreichte Mitte September das höchste Niveau seit März. Der Rückgang der an den Börsen registrierten, frei verfügbaren Vorräte schürte die Sorge um eine Angebotsverknappung. Außerdem führte die Anhebung beziehungsweise Ausweitung der US-Zölle zu Verzerrungen. Allerdings bewegte sich die Aluminiumproduktion in China bis zuletzt auf hohem Niveau – und damit genau in dem Land, das nach Daten des International Aluminium Institute (IAI) rund 60 Prozent des globalen Primäraluminium stellt. Das spricht zwar für eine entspannte Angebotslage, insbesondere außerhalb der USA. Jedoch gehen wir davon aus, dass die Produktion nun ein Plateau erreicht hat. Die chinesische Regierung setzt eine Obergrenze für die jährliche Aluminiumproduktion. Wird das aktuelle Niveau (auf monatlicher Basis) beibehalten, wird die Obergrenze erreicht. Insofern dürfte die Aluminiumproduktion in den kommenden Monaten nun stagnieren oder sogar etwas zurückgehen.


Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine schwächelnde Nachfrage in den kommenden Monaten auf ein hohes, wenn auch stagnierendes Angebot trifft. Nach unserer Einschätzung spricht dies gegen weitere starke Preisanstiege bei den wichtigsten Industriemetallen.

Quelle: Commerzbank Research 07.10.2025

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